Der Verein BARTHER TAFEL e.V. hat sich auf die anderen Essgewohnheiten der Flüchtlinge eingestellt
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- Veröffentlicht: Mittwoch, 11. Mai 2016 20:00
Die Geschäftsführerin des Vereins „Barther Tafel e.V.“ hatte sich an unseren Verein um Unterstützung bei der Lösung eines Problems gewandt, das entstanden war, als neben den etwa 50 regelmäßigen einheimischen Besuchern ebenso viele Flüchtlinge zur Essensausgabe kamen. Aber nicht der Anstieg der Besucherzahl war das Problem, sondern der Umstand, dass die Flüchtlinge viele der Lebensmittel verschmähten.
Frau Karin Böttger, unsere vom Landkreis Vorpommern-Rügen beauftragte Koordinatorin in der Ehrenamtshilfe, die sich des Problems annahm, stellte fest, dass weder die Freiwilligen der Barther Tafel auf die neuen Kunden hinreichend vorbereitet, noch die Flüchtlinge in die bei der Tafel herrschenden Gepflogenheiten eingewiesen worden waren. Da die Flüchtlinge noch kein Deutsch sprachen, war die Kommunikation zwischen den Freiwilligen der Tafel und den Flüchtlingen aber nur schwerlich möglich.
Frau Böttger nahm die Arbeitsabläufe bei der Tafel genauer unter die Lupe. Wie in langjähriger Praxis erprobt, verteilten die Freiwilligen der Tafel in rasantem Tempo die vorhandenen Lebensmittel gleichmäßig in großen Tüten, ohne dabei auf etwaige Wünsche der Bedürftigen zu achten. Bei der Bestückung der Tüten für die Flüchtlinge wurde abweichend von dieser Praxis aber berücksichtigt, dass die Flüchtlinge kein Schweinefleisch essen.
Was also war der Grund dafür, dass plötzlich unverhältnismäßig viele Lebensmittel weggeworfen wurden? Aus Sicht der Tafel war das unakzeptabel, weil ihre Aufgabe gerade darin besteht, „überschüssige“ aber qualitativ einwandfreie Lebensmittel weiterzugeben damit diese nicht im Müll landen.
Gespräche mit den Flüchtlingen brachten Klarheit. Die Flüchtlinge hatten Lebensmittel in ihren Tüten, die nicht zu ihren Essgewohnheiten passten oder mit denen sie nichts anfangen konnten.
Das Team der Tafel wünschte eine Liste über Lebensmittel, die nicht zu den Essgewohnheiten der arabischen Welt gehören. Hier half Maren Sund, die in ihrem Hofladen in der Chausseestraße bereits die Essgewohnheiten der Flüchtlinge kennen gelernt hatte.
Neben Schweinefleisch gehören Fertigprodukte mit Gelatine nicht zu den Essgewohnheiten in der arabischen Welt, weil Gelatine aus dem Bindegewebe vor allem von Schweinen produziert wird. Da dem Team der Tafel die Zeit fehlt, die Beschriftungen aller Lebensmittel auf Gelatine zu überprüfen, ist man dazu übergegangen, weniger Fertigprodukte und mehr Gemüse in die Beutel der Flüchtlinge zu füllen. Außerdem gibt jetzt eine Kiste, in die unerwünschte Lebensmittel zurückgegeben werden können und die dann gleich für andere Interessierte zur Verfügung stehen.
Eine Verständigung ist oft der Anfang der Lösung!